Thatcher - Putsch - Äquatorialguinea -Prozess in Südafrika
junge welt
Roswitha Reich, Kapstadt
Mark Thatcher mit angeklagt
Söldnerprozeß wird in Äquatorialguinea fortgesetzt. Britischer Außenminister Straw wußte von Putschvorbereitungen
Mark Thatcher, Sohn der ehemaligen britischen Premierministerin Margaret Thatcher, ist im Prozeß gegen die Putschistensöldner von Äquatorialguinea mit angeklagt. Vor einigen Wochen hatte er einem Juristenteam aus dem westafrikanischen Inselstaat an seinem jetzigen Wohnort Südafrika jede Auskunft mit der Begründung verweigert, er könnte sich damit selbst belasten. Deshalb ist er nun in Abwesenheit gemeinsam mit weiteren acht Hintermännern des im März gescheiterten Putsches gegen die Regierung Teodoro Obiang Nguema sowie 19 Söldnern vorwiegend aus Südafrika angeklagt. Dieses wurde bei Fortsetzung des Prozesses nach elfwöchiger Unterbrechung in der äquatorialguinäischen Hauptstadt Malabo bekannt. Inzwischen soll sich Obiang Nguema sogar persönlich an Südafrikas Präsidenten Thabo Mbeki wegen Unterstützung für eine Überstellung von Thatcher nach Äquatorialguinea gewandt haben. Allerdings ist eine Auslieferung eher unwahrscheinlich, da zwischen den beiden Ländern kein Rechtshilfeabkommen existiert.
Thatcher ist angeklagt, 1,7 Millionen Rand für die Putschisten organisiert zu haben. Er habe die Luftlandeoperationen finanziert und dabei mit einer privaten südafrikanischen Fluggesellschaft zusammengearbeitet, die sich in dem kleinen Städtchen Bethlehem in der Free-Staat-Provinz als Air Ambulance getarnt hatte. Die Firma hatte sowohl das Söldnerflugzeug nach Simbabwe als auch die Maschine gestellt, mit der Oppositionspolitiker Severo Moto aus Madrid in Erwartung seiner Machtübernahme nach Bamako im Nachbarland Mali geflogen worden war, wo der die Entwicklung abwartete. Obwohl Mark Thatcher vehement bestreitet, im Auftrage britischer Ölmonopole gehandelt zu haben, gab die britische Regierung kürzlich zu, von den Putschvorbereitungen gegen Äquatorialguinea gewußt zu haben. So räumte Außenminister Jack Straw in einer Fragestunde des britischen Parlaments ein, daß er bereits »in den späten Januartagen 2004 informiert wurde«. Dabei hatte Straw noch Ende August während eines Arbeitsbesuchs in Südafrika – damals wurde Mark Thatcher in Kapstadt gerade als Finanzier des Putsches festgenommen – jegliche Mitbeteiligung Großbritanniens an dem Putschversuch vehement zurückgewiesen.
Hauptangeklagter in Malabo ist Söldnerführer Nick du Troit (48) aus Südafrika, gegen den die Todesstrafe beantragt wurde. Der ehemalige hochrangige Militär aus den berüchtigten Killerkommandos der Apartheid-Zeit hatte sich 1994 nach Westafrika abgesetzt und in Äquatorialguinea mehrere Firmen betrieben, die vor allem in illegale Waffengeschäfte verwickelt waren. Er hatte die südafrikanischen und andere ausländische Söldner, die mit ihm vor Gericht stehen, für den Putsch angeheuert. Über seinen ehemaligen Apartheidkumpanen Simon Mann – nach dem Ende der Apartheid Begründer der berüchtigten Sicherheitsfirma Executive Outcomes und jetzt Inhaber eines britischen Passes – hatte er den Putschauftrag angenommen.
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