Friday, November 19, 2004

bushtrash junge Welt, 19.11.2004 Jürgen Elsässer, Belgrad BND-Mann an UCK-Spitze BND-Mann an UCK-Spitze

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junge Welt, 19.11.2004


Jürgen Elsässer, Belgrad

BND-Mann an UCK-Spitze

Agent des deutschen Geheimdienstes zog bei den antiserbischen Pogromen im
Kosovo im März die Fäden. Albanische Terroristen bereiten neue Offensive vor

Ein bezahlter Agent des Bundesnachrichtendienstes (BND) war einer der
Hauptorganisatoren der Pogrome, die im Kosovo am 17. und 18. März dieses
Jahres nach offiziellen UN-Angaben 19 Menschen das Leben gekostet haben.

Es handelt sich um Samedin Xhezairi, der in der Untergrundarmee UCK unter
dem Kriegsnamen Kommandant Hodza firmiert. Der Mann lebte und arbeitete
jahrelang als Medizinisch-Technischer Assistent in Österreich und schloß
sich nach Ausbruch des bewaffneten Konflikts im Kosovo 1997/98 der UCK an.
Er kämpfte zunächst in der 171. UCK-Brigade gegen die Serben. Nachdem dieser
Krieg mit Hilfe der NATO 1999 gewonnen war, wechselte Xhezairi über die
Grenze und nahm im Frühjahr 2001 im Rahmen der 112. Brigade am UCK-Aufstand
in Mazedonien teil. Dort war er im Raum Tetovo Kommandant einer Einheit, der
auch ausländische Gotteskrieger angehörten. Als diese Einheit im Juni 2001
von der mazedonischen Armee bei Aracinovo eingekesselt wurde, half die
US-Army und flog die Truppe aus. Neben Xhezairi und seinen Mudschaheddin
befanden sich auch 17 US-Militärberater unter den Geretteten.

NATO-Quellen bezeichnen Xhezairi als Bindeglied zwischen UCK und Al Qaida.
Sein Auftrag sei der Aufbau einer »Armee Allahs« in der Krisenprovinz.
Jedenfalls soll der Albaner schon in Afghanistan und Tschetschenien gekämpft
haben, und seine Telefonnummer wurde bei einem festgenommenen
Al-Qaida-Verdächtigen gefunden.

Daneben ist Xhezairi Koordinator eines geheimen Netzes, das Angehörige der
formell aufgelösten UCK geknüpft haben, die heute im Kosovo-Schutzkorps und
der Kosovo-Polizei - zwei von UNO und NATO genehmigten Organisationen -
ihren Dienst verrichten. Über dieses Netz wurden die Pogrome im März
gesteuert. Xhezairi befehligte den terroristischen Mob in Prizren und
Urosevac.

Nach eigenen Angaben steht Xhezairi »auf der Gehaltsliste des BND, der CIA
und eines österreichischen Geheimdienstes«. Von drei Personen kann überdies
bezeugt werden, daß der BND durch Telefonüberwachung im voraus wußte, daß
Xhezairi und seine Leute im März zuschlagen würden. Diese Aussagen, die
junge Welt von einem westeuropäischen Nachrichtendienst zugespielt wurden,
gingen auch an andere deutsche Medien und sollen in Kürze öffentlich
dokumentiert werden.

»Ich kann jederzeit 30000 Leute mobilisieren. Wir müssen nicht auf das
nächste Frühjahr warten, um wieder anzugreifen«, behauptet Xhezairi demnach.
Daß dies nicht nur leere Worte sind, beweist die von einem Augenzeugen
bestätige Ankunft neuer hochmoderner Waffen in der Krisenprovinz. Demnach
sollen Albaner in den letzten Wochen allein 15 Scharfschützengewehre vom Typ
G-22 nach Prizren geschmuggelt haben, wo sich die Kommandantur des deutschen
Kontingents der sogenannten Kosovo-Schutztruppe KFOR befindet. »Mit dem G-22
kann man einem Spatzen auf 1500 Meter das Gehirn herausschießen«, sagen
Fachleute. Von weiteren 50 Stück im Besitz der UCK will die Quelle gehört
haben. Die Präzisionswaffe der britischen Firma Accuracy International Ltd.
wird erst seit 1997 hergestellt. Zu den Empfängern der ersten 50 Exemplare
gehörten damals die Krisenreaktionskräfte (KSK) der Bundeswehr.

»So, wie die albanischen Terroristen im Augenblick ausgerüstet sind, hätte
die KFOR bei einer neuen Offensive keine Chance - von den Serben ganz
abgesehen«, kommentiert Mira Beham in der am heutigen Freitag erscheinenden
Ausgabe des Belgrader Wochenmagazins NIN.

www.juergen-elsaesser.de

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